"Ja dürfen's denn des?" ? Frauenrechte sind Menschenrechte. Zum sechsten Mal veranstaltete SOS-Menschenrechte in Kooperation mit der VHS Linz im Herbst eine Vortragsreihe zum Thema "Menschenrechte". Dieses Jahr stehen Frauenrechte im Mittelpunkt, wobei Expertinnen verschiedenster Themengebiete Anregungen geben.
Ein Vortrag über das Konzept „Geschlecht“ und wie dieses in der Flüchtlings- und Migrationsdebatte für politische Zwecke genutzt wird.
Begrüßung: Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger
Liest man regelmäßig Nachrichten oder konsumiert diese über das Fernsehen, so ist spätestens seit der Silvesternacht in Köln 2015/16 eine enorme und stätige Veränderung der Sprache, mit der Medien, aber auch die Politik in Bezug auf „Migrant*innen“ arbeiten, zu beobachten. Frauenrechte werden für nationalistische & rassistische Botschaften instrumentalisiert und rechtsextreme, sowie frauenfeindliche Standpunkte in einer breiten Öffentlichkeit ständig reproduziert. Es wird zwischen „unseren“ und „den anderen“ Frauen unterschieden. Während die einen als „schützenswerte Mütter“ angesehen werden, sollen die andere „verwestlicht“ und „befreit“ werden. Die politisch und medial dominierende Debatte im Migrationskontext arbeitet mit Argumenten, die das bestehende Geschlechterverhältnis, anstatt kritisch zu hinterfragen, weiter verfestigen und „Schein-Frauenrechte“ formulieren und vorschieben.
Der Vortrag soll den Missbrauch des Konzeptes „Geschlecht“ in der Flüchtlings- und Migrationsdebatte beleuchten, frauenfeindliche Mechanismen aufzeigen und eine bewusste Reflexion fördern.
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Welcher Realität sind Frauen auf der Flucht ausgesetzt? Und welche genderspezifischen Aspekte wirken während ihres Ankommens?
Sowohl in der Migrations- und Fluchtforschung als auch in den medialen und politischen Diskursen dominiert das Bild von männlichen Migranten beziehungsweise von Flüchtlingen. Frauen wird in diesem Kontext oft nur eine passive Rolle zugeschrieben und sie werden als vom Mann abhängig und verletzliche Wesen dargestellt. „Frauen auf der Flucht“ bilden eine extrem heterogene Gruppe, die sich nicht nur hinsichtlich ihrer Herkunft und des sozialen Hintergrundes, sondern auch hinsichtlich ihrer Ausbildung und des Fluchtmotives unterscheiden. Oft steht die Flucht selbst in Zusammenhang mit massiven Gewalterfahrungen in patriarchalen Gesellschaften.
Aber auch ihre Situation in der Aufnahmegesellschaft ist geprägt von einer genderspezifischen Realität und von frauenspezifischen Bedürfnissen, auf die ungenügend eingegangen wird. So ist die Genfer Flüchtlingskonvention nach wie vor blind gegenüber der Kategorie „Geschlecht“ und die Unterbringungssituation in den Strukturen der GVS kann teilweise als prekär beschrieben werden. Auch für die Zeit nach einem positiven Bescheid ergeben sich für Frauen besondere Herausforderungen, auf die nur ungenügend eingegangen wird.
Der Vortrag soll frauenspezifische Aspekte von Fluchtbewegungen beleuchten, und die Situation in der Aufnahmegesellschaft unter einem genderspezifischen Blick vorstellen. Damit soll eine kritische Reflexion des Geschlechterverhältnisses, auch in der Debatte um Flucht und Aufnahme, gefördert werden.
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Vortrag und Podiumsdiskussion: Wie steht es um eine der wichtigsten Menschenrechtsübereinkommen der heutigen Zeit? Und welchen Mehrfachdiskriminierungen sind Frauen mit Behinderung ausgesetzt?
Klaudia Karoliny
Aktivistin in der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung, Linz
Mag.a Christine Steger
Vorsitzende des Bundes-Monitoringausschusses zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention, Wien
Regina Gotsmich
Geschäftsführerin "Gut verstanden GmbH", Leitung Capito Oberösterreich, Linz
Moderation: Angela Wegscheider
2006 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen, trat am 03. Mai 2008 die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK), als eine der wichtigsten Menschenrechtsübereinkommen der heutigen Zeit in Kraft. Neben der grundsätzlichen Bedeutung der UN-BRK für den Menschenrechtsdiskurs soll im Rahmen dieses Vortrages der Frage nachgegangen werden, wie der Stand der Umsetzung und die Wirkungen politischer Maßnahmen unter einem frauenspezifischen Blickwinkel beschrieben werden können. Die Aspekte der Mehrfachdiskriminierung von Frauen mit Behinderungen sollen vor den Vorhang geholt und beleuchtet werden. Damit soll auch ein kritischer Blick auf die Gesellschaft geworfen werden, denn Menschen sind nicht nur behindert, sie werden auch behindert, durch Zuschreibungen, durch fehlende Chancengleichheit, durch Sprache und nicht zuletzt durch das bestehende Geschlechterverhältnis.
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Bei besonderen Anforderungen an den Kursbesuch (z. B.: Gebärdendolmetsch) bitten wir um Kontaktaufnahme bis spätestens eine Woche vor der Veranstaltung unter vortragsreihe@sos.at.
Die Vorträge können zeitnah unter cba.fro.at und dorf.tv nachgehört, bzw. nachgesehen werden.